Ambiente

Ein gutes Ambiente erleichtert für Spieler das Einfühlen und Einspielen in die CON-Umgebung. Es kann einen CON in der Beurteilung sehr stark steigern: wenn z.B. die meisten Leute lange Zeit über nur in der Taverne sind, weil man im Regen draussen mit umherschwimmenden Zelten zusammenstossen könnte, sind sie weitaus glücklicher, wenn die Taverne schön eingerichtet ist und nicht nur aus ein paar Bierbänken besteht.

Im Vorhinein schon mal der Haupttipp:
Gestaltet Ambientiges mit Liebe.
Oft macht die Liebe zum Detail den Unterschied zwischen toll und „na ja“. Man sieht, wenn die Sachen achtlos irgendwo hingestellt sind. Vielleicht merkt man es gar nicht bewusst, aber es wirkt.

Ambiente ist ein weitreichendes Thema. Hier kann man viel machen – leider auch am Bedarf vorbei. Es gibt drei Hauptlimits:

  • Manpower
  • Geld
  • Logistik.

Manpower ist vor, während und nach dem CON entscheidend. Vor dem CON braucht man genug Leute, um Dinge zu basteln und zu nähen. Während des CONs muss jemand die ambientige Einrichtung übernehmen. Geld hat man nie genug. Logistik: vor dem CON müssen die 500m Stoff rechtzeitig zu den Nähern, später muss das Zeug irgendwie zum CON. Ohne LKW kriegt man keine 9m langen Drachenskelette zur Location. Zur Logistik gehört auch die Lagerung.

Ideal fürs Ambiente sind also Dinge, die nicht viel Zeit und nicht viel Geld kosten, leicht zu transportieren sind, gleichzeitig aber das Spiel fördern… Somit kommen wir zum eierlegenden Wollmilchambiente.

Die Orga sollte genau überlegen, was besonders gut auf die Spieler wirkt, und was man am einfachsten umsetzen kann. Ausserdem ist es wichtig, den Hintergrund des CONs einzubeziehen. Es ist klar, dass WikingerCONs anders ausgestattet sind als AdelsCONs: bei den ersten viele Felle, bei den zweiten viele Wappen. Schön ist auch, wenn man das Ambiente nicht nur mit dem Hintergrund des CONs, sondern gleich mit dem Plot verbinden kann. Beispielsweise kann der Plot-relevante Gegenstand die ganze Zeit unbemerkt und passend auf dem Tisch des Herrschers gelegen haben.

Wichtig ist, das alle Spieler etwas vom Ambiente haben. 1000 Euro Ambientekram im Herrschergemach klingen gut. Wenn aber nur der Herrscher und 1, 2 Spieler dieses besuchen, ist es verschwendet. Da sollte man lieber den Thronsaal schmücken, den alle Spieler alle mal sehen.

Eine gute Location spart übrigens viel Arbeit. Ein CON in einer Schlossjugendherberge kann von den reinen Unterkunftskosten erst mal teurer sein als eins im Naturfreundehaus, aber die Ambientetaugliche Herrichtung des letzteren kann einiges an Geld und Energie kosten. Auch die Umgebung ist sehr wichtig: viel Wald oder Wiesen stimmt die Spieler glücklicher als der Blick auf das örtliche Atomkraftwerk.

Ihr könnt auch mal andere Veranstalter um Hilfe bitten – es muss ja nicht jeder eine eigene Nebelmaschine kaufen.

Und Flohmärkte können Geld sparen – fressen aber Zeit.

Ambiente kann man in zwei Schubladen einordnen, die mathematisch gesehen gleich wirken:

  • Atmosphärisches Wollfühlen = Intime – Outtime
  • ergo zwei Möglichkeiten:
    • Verringern des Outtime
    • Erhöhen des Intime

Ich fange mal mit dem ersteren an: Outtime-Sachen müssen aus dem Blickfeld. Das ist natürlich nicht so radikal machbar, aber je weniger gesehen wird, desto stimmiger wird die Atmosphäre. Einfachstes Beispiel: es ist schöner, wenn keine Autos im Burghof stehen.

Viele Gegenstände sind ohne grossen Aufwand aus dem Sichtbereich zu schleppen. Man kann unpassende Dali-Bilder von der Wand abhängen oder die moderne Vase vom Tisch in eine Schublade befördern. Dabei solltet Ihr natürlich bedenken, dass gerade bei ersteren der Vermieter etwas dagegen haben könnte, also im Zweifelsfall vorher fragen.

Einige Gegenstände wie ein Klavier oder der Colaautomat sind nicht so einfach zu transportieren. Hier helfen billige Stoffe (Farbe passend zum Ort wählen: dunkelgrün, dunkelbraun, blau, schwarz…), hinter denen diese verborgen werden. Denkt dann auch daran, dass ihr die Stoffe befestigen müsst. Je nach Beschaffenheit (man will ja auch nix kaputtmachen) braucht man dafür Tape, Sicherheitsnadeln oder Packetschnur, bei nicht so leicht zerstörbaren Sachen wie z.B. Balken in Scheunen auch Tacker oder Reissnägel. (Hinweisschild für alle amerikanischen Veranstalter: Klaviere gehören zu den leicht zerstörbaren Sachen, hier keine Tacker und Reissnägel einsetzen)s

Auch Kleinigkeiten können stören, z.B. falls ihr aus Geldgründen auf Plastikgetränkeflaschen setzt, wäre es schön, diese zu verbergen (beispielsweise mit Stoffsäcken ummanteln).

Auf Zelt-CONs sollten Nicht-Ambiente-Zelte in den Hintergrund. 

Eine interessante Idee ist auch das nicht-mittelalterliche elektrische Licht auszumachen. Das hat allerdings auch Nachteile. Wenn man einfach nur die Lichter per Schalter ausmacht, gibt es natürlich eine gewisse Chance, dass ein Spieler sie doch anmacht. Wenn man aber gleich den Strom ausdreht, kann das sich bei einem Unfall verheerend auswirken. Ausserdem: wenn der Strom aus ist und stattdessen Laternen oder Kerzen verwendet werden, kann natürlich leicht etwas passieren, wenn niemand in dem Zimmer ist. Deswegen: bei dieser Lösung genau Sicherheit und Ambiente gegeneinander abwiegen, mit Priorität auf das erstere. (Kleine Anmerkung: wir haben bei sowas mal bemerkt, dass die Belüftung der Klos über den gleichen Stromkreislauf wie die Glühbirnen gingen…)

Hier kommen einfach mal ein paar Ideen, was man so alles einsetzen kann. Häufig sind es gerade die kleinen, aber permanent vorhandenen Dinge, die die Spieler gerne haben.

KerzenGlühbirnen wirken halt nicht so mittelalterlich… Dabei sind Kerzen in Laternen besser als welche in Kerzenhaltern, da die Gefahr nicht so gross ist.
Fellewenn es etwas barbarischer ist, sind Felle sehr sinnvoll. Man kann sie z.B. einfach in die Ecke werfen und die Barbaren drauf lümmeln lassen, oder an die Wände hängen. Aber auch bei hohen Herrschaften sieht ein Ritterstuhl mit dem (intime selbstgejagten) Fell einfach schöner aus.
TischtücherTischtücher helfen, die hässlichen modernen Tische zu verbergen. Dann noch darauf Kerzenhalter mit Kerzen und alles sieht toll aus… Papiertischdecken gibt es in fast jeder Farbe, sie sind allerdings Verhältnismässig kostenintensiv und eben viel Müll. Deswegen bevorzugen wir Stofftischdecken.
FensterbilderFensterbilder sind einfach toll. Man kann damit eigentlich alles malen, von Chaossternen und Schafen bis zu grossen mittelalterlichen Bildern. Oder man klebt in jedes Zimmer noch das Symbol der örtlichen Gottheit. Fensterbilder haben auch den Vorteil der wiederholbarkeit, während andere Gegenstände z.B. Papiertischdecken oder Servietten den Vorteil haben, dass man sie nicht lagern muss und wegwerfen kann, wenn sie überlebt sind.
EssenAm Essen erkennt man häufig das Land. Auf WikingerCONs hängt man Hartwürste in der Ecke oder noch besser einen aufgehängten Stockfisch. Auf AdelsCONs hin und wieder ein paar Schokoladentäfelchen oder Kekse. Bei allen: Obst. Ausserdem sind Spezialitäten eines Landes sehr wichtig: in ganz Mittellande sind die Lyrier für ihren Fischlikör und die Allerländer aus Fürstenwalde für ihren Pfefferminz bekannt.
Musik/GeräuscheIst eigentlich ein eigenes Thema wert: Musik auf CONs. Musik kann z.B. in der Taverne schön sein – wenn man den Ghettoblaster nicht offen hinstellt. Geräusche können auch an anderer Stelle viel bringen, z.B. leise Windgeräusche in Dungeons.
Toll fand ich auf dem Tal der Rosen 2 in der Koboldtaverne die gebastelten und hinter Gitterstäben gefangenen Wichtelmusiker, hinter denen der Ghettoblaster verborgen war.
TücherBunte Tücher/Bänder an der Decke sind eine schöne Ergänzung bei Feiern in hohen Wänden.
Wappenröckesiehe Fahnen. Burgwachen wirken besonders gut, wenn sie in Uniform = gleichgestalteten Wappenröcken auftreten. Uniformität und Wiedererkennungseffekte sind im allgemeinen ein Zeichen von Starke: wenn eine Gruppe schon von aussen zusammengehörig aussieht, wirkt sie besser. Die Uniformität wird natürlich noch grösser, wenn in der Umgebung weitere Zeichen dafür sind, dass die Gruppe zuhause ist, beispielsweise Banner mit dem Wappen.
Fahnen, BannerEs ist toll, wenn man merkt, in welchem Reich man ist oder mit welchen Adeligen man zu tun hat. Und da ist das Wappen einfach das Aussagekräftigste.
Wappenschildesiehe Fahnen. Aus dünnem Holz, Pappe oder Styropor machbar.
persönliche KleinigkeitenFür NSCs wäre es toll, wenn sie persönliche Habe besitzen – die man ihnen auch wegdieben kann, falls ihr mit Schurken spielt. Vielleicht sollte man generell eine „Krimskramskiste“ in den Fundus stellen, aus der sich NSCs bedienen können. Da sollten Dinge drin sein, die SCs auch interessieren würden. Und man könnte Stoffbeutel machen, in denen die NSCs ihre „Habe“ aufbewahren….
VorhängeVorhänge an den Wänden wirken vor allen Dingen bei Adeligen: das ist ein Zeichen guten Geschmacks.
AschenbecherDa ist natürlich überhaupt die Frage, ob ihr Rauchen in den Gemäuern akzeptiert. Wenn ja, sollten Aschenbecher da sein, Raucher kommen sonst auf absurde Ideen, wo ihre Asche hingehört. Nehmt aber besser keine „normalen“ Aschenbecher, sondern etwas schöner aussehendes, z.B. Tonblumenvasen mit Erde und Sand drin. Oder für nordische CONs Muscheln.
Wappenröcke oder einheitlicher Look der SLDas ist ein altes Streitthema. Manche finden es besser, wenn die SL outtime gewandet und damit auch schnell zu erkennen ist. Andere schwören auf Intime-Gewandung und Kennzeichnung durch z.B. Bänder oder verzichten gleich auf Kenntlichmachung der SL. Das ist einfach Geschmackssache. überlegt aber einfach mal, ob ihr nicht Wappenröcke für die SLs macht. Am schönsten fand ich die Xenotischen SL-Wappenröcke, die tatsächlich einen Esel zeigten.
Geschirr und BecherHolzschalen etc. gibt es häufig auf Flohmärkten. Allerdings wuerde ich kein Geschirr mehr kaufen, aus dem ich nicht auch essen will. Tipp: Tonblumenuntersetzer sind billig, glasiert, spülmaschinenfest.
MetallschwerterMetallschwerter oder Holzschwerter kann man an die Wand hängen. Allerdings wird nicht jeder sein teures Schwert allein in der Öffentlichkeit lagern wollen. Das gilt natürlich auch für Latexschwerter, die im Fundus zu viel sind (ein Widerspruch in sich). Letzteres könnte zu so tollen Szenen wie in Filmen führen, bei denen sich Held und Anti-Held ein Schwert von der Wand nehmen und aufeinander eindreschen…

Die meisten dieser Sachen haben auch den Vorteil, dass man sie immer wieder verwenden kann.

Gebt der Fantasie eine Chance

Lasst eurer Fantasie einfach freien Lauf. Probiert etwas. Servietten mit Wappenaufdruck – warum nicht? Bei einem eher düsteren CON hat ein NSC einer Putte (kleine Kinderstatue) schwarze Fledermausflügel verpasst… sah schön aus und war eine 10 Minuten-Sache aus Pappe. Auf anderen CONs wurden grosse Muscheln als Aschenbecher gebraucht. Und auf einem bestimmten CON hatte ein Eremit ansehnliche Zeichnungen von Schafen in seiner Hütte… In Kirson lag eine ausgestopfte Schildkröte herum.

Für ehemals bewohnte aber verlassene oder verfluchte Orte ist toll, wenn man sieht, dass dort hier jemand gelebt hat….Abgebissenes Brot, halbgefülltes Glas Wein/Saft, verwelkte Blumen, Scherben, Staub…

Man kann übrigens auch übertreiben: beim Kirson 1 haben wir im Keller die bunten Partieglühbirnen rausgeschraubt. Und ich war dann sehr begeistert, Sonntag abends nochmal 200 bunte Lichter wieder reinschrauben. Ich gebe aber zu: der Keller sah intime viel besser aus ohne die Glühbirnen…

Ambiente und die Spieler

Das ganze mit dem Ambiente klappt natürlich nicht ohne Spieler. Es ist schade, wenn alles toll eingerichtet ist, aber

  • Der Spieler A statt auf dem Parkplatz zu parken und mal 50m zu laufen lieber im Burghof parkt.
  • Der Spieler B spontan seine Tetrapak- und Bierflaschensammlung in der Taverne verteilt.
  • Spieler C fällt wegen seines tollen magischen Stabes, aber auch wegen seiner noch tolleren wasserfesten Armbanduhr auf.

Bei den meisten wirkt jedoch „Druck“ von aussen:

  • Wenn alles toll eingerichtet ist, wird es den meisten Spielern zu peinlich, durch Unambientiges aufzufallen.
  • Es sollte durchaus möglich sein, Spieler dezent drauf hinzuweisen, dass der Tetrapak jetzt nicht so toll aussieht. Der Hinweis muss nicht von der SL kommen, viel besser ist er von anderen Spielern.

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