Charakterbau

von Kiro vom Clan Bär und Carsten Thurau

Basic-Tips

  • Das wichtigste, was einen Charakter ausmacht: Du mußt wissen, was er will und warum. Was sind seine Ziele, warum hat er diese Ziele. Dann ist es relativ leicht, sich in den Charakter reinzufinden.
  • Nimm niemals Charaktere oder Namen aus Büchern! Denk daran: was Du gelesen hast, haben Dutzend andere gelesen. Es ist sehr ärgerlich für das Spiel und die Spieler, wenn drei gleiche Charaktere auf einem CON sind. Außerdem mußt Du dir dann immer darüber klar sein, daß verschiedene Leute dich genau betrachten werden, daß sie genau gucken werden, was Du machst, und ob das der Romanfigur entspricht.
  • Fragen, die einen Charakter ausmachen:
    • Was mag er?
    • Was mag er nicht?
    • Warum geht er auf Abenteuer?
    • Ist er nett oder bösartig?
    • Wie verhält er sich in den bestimmten Situationen?
    • Was passierte in der Vergangenheit / Jugend, das sein Verhalten erklärt?
    • Wer waren die Eltern?
    • Warum zieht der Charakter in die Welt hinaus.
  • Wenn Du dich für einen besonderen Charakter entscheidest, z.B. einen Elfen, dann mußt du diesen auch spielen. Elfen sind nunmal keine normalen Leute. Sie haben viel Zeit. Sie haben andere Vorstellungen von der Welt. Spiel ihn so, daß er einem menschlichen Spieler fremdartig vorkommt.

Dabei musst Du nicht alles vollständig beschreiben oder überlegen. Viele reale Personen wissen ja nicht, was sie wollen… Es reicht aus, wenn Du der Meinung bist, der Charakter hätte eine Kontur – oder anders: wenn Du ihm begegnen würdest, würdest Du ihn für einen Menschen und kein Klischee halten… Das wären erstmal die Basic-Tips. Es geht aber ausführlicher (der nächste Teil stammt hauptsächlich von Kiro „Turtel“).

Das Charakterspiel:

Gehen wir mal davon aus: ich habe festgelegt, was ich spielen will. Nun heißt es die Rolle mit Leben zu füllen. Charaktereigenschaften, Hintergrundgeschichte, Abneigungen ect. Stehen auf der Überlegungsliste. Die Rolle wird rund gemacht. Das Grobgerüst der Rollenvorgabe steht. Hier sollte der Anfänger aber aufpassen, je mehr Hintergrund vorhanden ist, desto schwieriger ist es alles im Spiel unter einen Hut zu bekommen. Für den Anfänger (und nicht nur für diesen) kann es deswegen nur heißen: Je weniger, je besser. Der Charakter wird schon im Spiel kompliziert genug (wenn er erstmal seine ersten Orks getroffen und seine erste Paranoia bekommen hat …).

Die Hintergrundgeschichte:

Name, Geburtsort, Familienstand. Ach so Wer waren seine Eltern: bitte, bitte alles nur nicht: „Mein Vater war ein König, meine Mutter eine magische Sonstwasprinzessin und ich bin der verstoßene Königssohn.“ Auch ein Beispiel für „Wie mache ich es besser nicht“ gibt es: ein ganz besonderer Charakterbogen.

Charaktereigenschaften:

Gibt es einen Hauptcharakterzug des Charakters? Hier steht die Hauptmotivation des Spielers im Spiel. Magier sind wissbegierig, aber warum. Welchen Grund hat er dass er andauernd neues Lernen will. Söldner kämpfen nur für Geld, aber aus welchen Grund ist er Söldner geworden, welche Ehre hat er. Somit steht immer die Frage an Warum handelt der Charakter wir er handelt.

Jeder sollte die Erkenntnis haben: „ich kann nicht alles spielen und nicht alles darstellen“. Eine gesunde Reflexion über sich selbst ist schon wichtig. Genauso sollte man sich aber auch was trauen (LARP ist ja auch fürs Ausprobieren und zum Spaß da). Ein 110kg-Carsten sollte sich zehnmal überlegen, ob er einen Elf spielt. Aber eine schüchterne Spielerin sollte sich nicht abhalten lassen, mal eine Kriegerinrolle zu versuchen, nur weil sie unsicher ist. Vielleicht wäre aber eine Kriegerlehrlingin besser.

Wer Angst hat im Kampf sich zu verletzen, sollte wohl kaum einen mutigen Krieger spielen. Auch einen Anführer einer Gruppe ist ein schwieriges Ding. Wer keine Führungseigenschaften hat, wer Entscheidungen meidet, sollte die Finger davon lassen. Die zweite Frage ist also: Kann ich das überhaupt darstellen. Es ist also Vorsicht angebracht, Selbstüberschätzung und Wunschträume…..Somit niemals etwas wählen, was nicht durchführbar ist. Als letztes steht nach den Spielen die Kontrolle an: Was hat sich verändert. Habe ich den Charakter so gespielt wie ich es vorhatte. Hier zeigt sich sehr häufig, dass sich im Spiel der Charakter ändert. Er reagiert auf seine Umwelt und er verändert sich.

Die dritte Frage: War ich zufrieden mit meinem Spiel, welche Eigenschaften kristallisieren sich raus.

Tip und Tricks:

Jeder möchte natürlich einen komplexen Charakter spielen, aber je umfangreicher die Eigenschaften sind, desto schwieriger wird das Spiel. Erfahrende Spieler kennen das gute Gefühl endlich wieder in der Ausrüstung zu stecken, langsam übernimmt der Charakter die Dominanz. Mit dem Startschuss begibt man sich in die Rolle. Doch auch bei aller Erfahrung und Kenntnis sollte man vor einem Con noch Überlegungen machen.

Was hat mein Charakter beim letzten und vorletzen Mal erlebt, muß ich noch Dinge ausspielen.

Permanente Kontrolle des Charakters. Hat sich der Charakter in den letzten Spielen gewandelt.

Nach dem Start lohnt es sich mal für 1-2 Minuten in sich zu gehen und sich einige Fragen selbst zu beantworten:
Wer bin ich, Was ist meine Motivation, Habe ich ein Ziel. Wo bin ich.

Newbietip:

Beginne mit einer maximal zwei Hauptcharaktereigenschaften, dieses ist einfach auszuspielen und macht sehr viel Spaß. Ein weiterer Weg eine Charaktereigenschaft zu wählen nenne ich Verstärkung. Hier wird einfach eine eigene Charaktereigenschaft genommen und diese Überzogen dargestellt. Beispiele:

  1. Neugierig
  2. Ängstlich
  3. Gemütlich
  4. Faul
  5. Dumm
  6. Naiv

Zu warnen ist auch vor einigen Charaktereigenschaften:

  1. Arrogant/Überheblich
  2. Widerspruchsgeist

wird häufig gewählt, aber sehr schwer permanent umzusetzen. Und wenn es umgesetzt wird, dann gefällt es häufig den anderen Spielern nicht, denn es fördert nicht das Zusammenspiel …
Ach so: Streitsüchtig gibt es auch noch. Das ist ohne Conerfahrung eigentlich unmöglich zu spielen. Du weißt schließlich nicht, mit wem du dich gerade anlegst und welche Folgen das haben kann.

Wer sich nicht entscheiden kann oder sich nicht traut dem kann ich eine simplen Trick empfehlen:

Die Verstärkung
Ich nehme eine eigene Charaktereigenschaft und spiele sie einfach nur verstärkt aus. Also wer sowieso viel redet, kann beim Larp mal so richtig drauf los plappern. Wer ruhiger und zurückhaltender ist, beobachtet seine Umgebung umso genauer.
Wer neugierig ist, scheut keine eventuelle Falle, sondern marschiert immer drauf los.
Auch sollte ein Neuling sich mit einem erfahrenen Spieler bei der Charaktererstellung zusammensetzen, zwischen Wunschcharakter und dem möglichen Spiel liegen Welten.

Und kleine Alternativen

Interessant ist eine storyorientierte Charakterentwicklung: der Charakter entwickelt sich mit dem, was er erlebt. Er ist also vor den CONs noch gar nicht so sehr festgelegt, sondern wird erst langsam beschrieben. Dazu gehört: keine Angst vor der Charakterentwicklung! Wenn der Held auf dem CON mit dem anderen Helden redet, darf der Spieler sich auch einfach den Onkel Siegfried einfallen lassen, der seinem Charakter damals das erste Schwert geschenkt hatte…

Viele Helden haben übrigens ein einschneidendes Erlebnis, dass sie zum Helden macht. Dabei sind im LARP-Sektor einige Sachen allerdings etwas ausgelutscht wie der Tod der Eltern (Beispiel Luke Skywalker); Pakt mit Teufel/Dämon/Drachen (Beispiele Faust/Merlin). Andere sind etwas schwieriger übertragbar (Peter Parker wird durch Biss einer radioaktiven Spinne zu Spiderman; außerdem stirbt noch sein Onkel wie im ausgelutschten Beispiel 1).

Rollenspiel und die Regeln

Regeln sind Krücken. Sie sind nur Stützen dafür, damit man Charaktere einordnen und (zumindest scheinbar) vergleichbar machen kann. Mehr nicht. Deswegen ist es nicht so sinnvoll, erst die Fähigkeiten eine Charakters zu bestimmen… Die Vorgehensweise sollte sein:

  1. Erschaffung des Charakters: Eigenschaften, Vorlieben, etc. – siehe oben
  2. Versuchen, den Charakter und das Regelwerk in Einklang zu bringen.

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